„Die Macht der Bewegung“

November 28, 2009

MEDIZIN-WELT — Der Kölner Sportwissenschaftler Freerk Baumann beweist anhand groß angelegter Studienergebnisse mit Menschen, die schwer erkrankt waren, dass wochenlange Wanderungen für die Gesundheit von größter Bedeutung sind.

Dieses Buch ist Plädoyer und Programm für eine Revolution der Rehabilitationsmedizin (Reha). Das Hauptaugenmerk des Sportmediziners Freerk Baumann gilt der Nachsorge von Krebspatienten. Die herkömmliche Reha sei zu kurz, zu einfallslos und habe zu wenig nachhaltige Wirkung für den Patienten.

Baumann weist darauf hin, dass die onkologische medizinische Therapie zu den teuersten Therapien gehört, die überhaupt existieren. Eine Anti-Hormontherapie bei Brustkrebs koste beispielsweise mehr als 40.000 Euro pro Jahr. Würde man die Kosten für die notwendigen Chemotherapien, die Operationen und Bestrahlungen zusammenrechnen, käme man auf sechsstellige Beträge. Aufgrund des dadurch möglich gewordenen medizinischen Fortschritts habe sich die Prognose der Krebspatienten aber glücklicherweise auch deutlich verbessert. Die Reha hingegen „verschlafe“ diese Entwicklung. Baumann: „Viele Krebspatienten sind noch jung und erwerbsfähig. Wir müssen hier unbedingt eine effektive und vor allem differenzierte Reha anbieten, um sie wieder für das Arbeitsleben vorzubereiten.“

Aber Rehabilitationskliniken hätten je nach Erkrankung nur etwa 2.000 bis 2.500 Euro pro Patient zur Verfügung. „Wie man damit eine gute, nachhaltige Qualität anbieten kann, bleibt ein Rätsel“ kritisiert der Sportwissenschaftler. Er zeigt anhand seiner bahnbrechenden Studien, deren Ergebnisse in seinem Buch erstmals veröffentlicht werden, einen Weg für eine nachhaltig wirksame Reha.

Wandern als optimale Reha-Strategie

Freerk Baumann schreibt: „Das genetische Erbe des Nomaden, des Wanderers“ lebe fort in uns. Wir könnten zwar heutzutage auch ohne körperliche Aktivität überleben, „aber zu einem hohen gesundheitlichen und damit verbundenen finanziellen Preis.“ Siehe dazu:
„Gedanken zur Bewegung“

Und wenn es uns einmal besonders schlecht gehe, dann würden wir das nomadische Erbe erst recht wieder spüren. Baumann: „Dann wollen wir raus aus allem, fliehen, laufen, uns fortbewegen – doch viel zu oft bremst uns der Verstand und die Vernunft aus.“

Der Sportwissenschaftler Baumann hat Wandern als die optimale Strategie für solche schweren Zeiten erkannt. Er versucht damit Probleme wie Ängste und Depressionen, Abnahme der körperlichen Aktivität und eine Minderung der Lebensqualität, die häufig in der Krebsnachsorge auftreten, zu bewältigen.

„Bewegen, um sich selbst zu finden – das funktioniert wirklich“, schreibt Baumann. „Nicht nur der Körper, sondern vor allem die Seele profitiert von den neuen Ansätzen der Bewegungstherapie, die in der Schulmedizin bislang sträflich vernachlässigt wurde.“

Der Wissenschaftler ist mit Brustkrebspatientinnen auf dem Jakobsweg gewandert und hat mit Männern, die Prostatakrebs hatten, die Alpen überquert. Die Bewegung in der Natur, die körperliche Anstrengung, hat die Gesundheit der Patienten wieder hergestellt. Damit hat er das genaue Gegenteil dessen praktiziert, was normalerweise gang und gäbe ist: Schonen und Behüten.

Atemberaubende Indizien für die Gesundung von Körper und Seele

Freerk Baumann beschreibt, wie man an der Sporthochschule in Köln, wo die außergewöhnlichen Reha-Modelle entwickelt wurden, vorgegangen ist. Die Wissenschaftler hätten sehr intensive Forschungen zur Macht der Natur, zur Macht des Wanderns, zur Macht des Zeitfaktors und immer wieder zur Macht der Bewegung auf den Heilungsprozess der Ihnen anvertrauten Patienten angestellt. Baumann beschreibt das beobachtete „Bedürfnis nach Wandern“ und gibt zu Protokoll: „Wir haben während unserer intensiven Forschung lange gerätselt, was sie ausmacht, die Macht der Bewegung. Und wir fanden atemberaubende Indizien, dass der Körper – wenn man ihm und der Seele ausreichend Zeit gibt – durch Bewegung an sich selbst gesunden kann, dass Heilung beschleunigt wird.“ Siehe dazu: “Von Vulkanschloten und heiligen Bergen“.

Die Patienten seien selbstbewusster geworden, hätten ihren Körper wieder neu kennen gelernt und Vertrauen zu ihm aufgebaut. Allein dadurch schon hätten die Betroffenen ihre Lebensqualität deutlich verbessern können. Man habe solche Beobachtungen auch schon an Patienten gemacht, die durch Marathon praktisch dem Krebs davongelaufen seien.

„Darüber hinaus zeigte sich, dass die Stressmarker im Blut deutlich abnahmen, sogar ein Stressschutz aufgebaut wurde. Erstmalig konnten wir damit Verbesserungen auf psychischer und psychosozialer Ebene von Krebspatienten feststellen, die nachhaltig wirkt.“ Wanderungen seien demnach durchaus ernst zunehmende Alternativen in der Rehabilitation.

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Quelle: medizin-welt.info

 

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